Ich hatte schon lange die Idee, einen empfindlichen Allround-Vorverstärker zu entwerfen, der sowohl als Mikrofon-Vorverstärker als auch als Phono-Vorverstärker Verwendung finden kann. Es wird also verlangt, dass dieser Vorverstärker erst mal eine mindestens 100fache Verstärkung aufweist und bei 0,5 bis 50 mV Eingangsspannung eingesetzt werden kann. Weiterhin muß er sowohl  linear verstärken können als auch als Entzerrvorverstärker, d. h., nach Entzerrerkennlinie einer mit RIAA-Filter geschnittenen Schallplatte dienen können.

Da bei der Schneidkennlinie von Schallplatten die Tiefen bis zu 20 dB abgesenkt und die Höhen um denselben Betrag angehoben werden, muß der Prozess beim Abspielen der Schallplatte genau umgedreht verlaufen. ( RIAA - Bestimmungen von 1955 ) Dabei sollte die maximale Verstärkung bei 70 Hz liegen und durch Hochpass im Mitteltonbereich und Tiefpass im Hochtonbereich zu 20 KHz hin ziemlich konstant abnehmen. Dasselbe sollte der Fall sein zu den extremen Bässen hin. Um Rumpelgeräusche des Plattenspielers zu vermeiden, werden Bässe unter 70 Hz durch einen weiteren Filter bei 20 Hz abgesenkt. Es sind insgesamt 3 Filter mit Zeitkonstanten 3180 µs, 318 µs, 75 µs  vorgeschrieben.                                                                                                                                                                                                                                                                       

Die Schaltung arbeitet mit 2 galvanisch gekoppelten Transistoren, die sich gegenseitig über ihre Basis stabilisieren und auch gegenkoppeln. Dadurch wird die Schaltung extrem temperaturunabhängig. Vom Ausgang wird das verstärkte Signal zurückgeführt über Poti P1, dann über das frequenzabhängige RC- Netzwerk C13, R10, C16 und liegt dann als Hoch / Mittelton - Gegenkopplung am Emitter des Eingangstransistors an. Bei P1 = 100 KOhm ist die Hoch / Mittelton - Gegenkopplung minimal, Es liegt jetzt eine 250fache lineare Verstärkung von 50 Hz bis 20 KHz am Ausgang an ( schwarze Kennlinie ),  Bei P1 = 0 Ohm ist die Hoch / Mittelton - Entzerrung maximal ( 25 dB....blaue Kennlinie ). In dem Fall  weist die Schaltung bei 1KHz eine 120fache Verstärkung auf. Damit Rumpelgeräusche vom Plattenspieler unterdrückt werden, müssen  die Bässe unter 70 Hz abgesenkt werden. Dies bewerkstellligt RC-Glied  C2 und R6.

Hier  das Analyzer-Bild von 10 Herz bis 100 KHz einmal mit minimaler ( schwarz ) und mit maximaler ( blau ) Entzerrung, einstellbar mit Poti 100 KOhm.

Dieses Bild zeigt diverse Entzerrungseinstellungen von 10 Hz bis 10 KHz

Die Schaltung lässt sich also genauso als Phono-Vorverstärker mit einstellbarer Entzerrung als auch als Mikrofon-Vorverstärker bei P1 = 100 KOhm verwenden. In beiden Fällen ist die Empfindlichkeit für alle Arten von Mikrofonen und Plattenspieler ausreichend.

Es handelt sich hier um die vorher behandelte 9Volt-Version des Phonovorverstärkers, gefolgt von einem Lautstärke-Poti, dann ein Audio-Limiter und schlussendlich 2 Endstufentransistoren in Gegentakt-Emitterschaltung. Der Limiter und die Endstufe werden erklärt in dem gesondert behandelten Richtmikrofon-Verstärker. Der Limiter ist so eingestellt, dass nicht mehr als 2 Volt SS an den Kopfhörern anliegt und so die Lautstärke nicht unangenehm auf die Ohren wirkt. Bei minimal eingestellter Entzerrung kann die Schaltung auch als Mikrofonverstärker genutzt werden.......Viel Spass mit dem Nachbau.......Serge.